Solarstrom könnte viel günstiger verkauft werden

Schweizer Elektrizitätswerke verkaufen Sonnenstrom teils zum zehnfachen Preis von gewöhnlichem Strom – für Experten ist das «eine Frechheit».

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K-Tipp 06/2011

20.03.2011

Letzte Aktualisierung:
22.03.2011

Gery Schwager

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Solarenergie hat Potenzial. Nach vorsichtigen Schätzungen könnte in der Schweiz rund ein Viertel des jährlichen Elektrizitätverbrauchs mit Sonnenstrom gedeckt werden, sofern alle geeigneten Dachflächen über Solarzellen verfügten. Gar von 30 bis 37,5 Prozent geht der Schweizerische Fachverband für Sonnenenergie (Swissolar) aus.

Solarstrom ist oft zehnmal so teuer

Wie schnell und in welchem Umfang das Potenzial ausgeschöpft wird, hängt massgeblich von der Nachfrage nach Solarstrom ab. Und diese wiederum vom Preis. Doch der ist hoch, wie eine Stichprobe des K-Tipp bei 25 Schweizer Stromversorgern zeigt:

18 verlangen für ihren Sonnenstrom einen Aufpreis von mehr als 65 Rappen pro Kilowattstunde (kWh) auf den normalen Tarif (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Kunden zahlen zuweilen das Zehnfache des Preises von 6 bis 10 Rappen pro kWh (exkl. Netznutzung), den viele Elektrizitätswerke für Mixstrom aus Atom- und Wasserkraftwerken kalkulieren.

«Solche Preise sind eine Frechheit», bringt es Energie-Ingenieur Heini Glauser auf den Punkt. Denn die Solarstrom-Technologie ist in den letzten Jahren massiv günstiger geworden. Und das hat zu viel tieferen Produktionskosten geführt.

Aktuell betragen sie in neuen Anlagen – je nach Grösse und Leistung – durchschnittlich zwischen 35 und 50 Rappen pro kWh. Warum verlangt dann zum Beispiel die Aare Energie AG für 1 kWh Sonnenstrom fast 93 Rappen?

Man beziehe ihn vorab von externen Produzenten für 60 bis 80 Rappen pro kWh, so Sprecher Beat Erne. Und die Differenz zu den knapp 93 Rappen fliesse «praktisch vollumfänglich» in einen Fonds, mit dem man weitere Solarstromanlagen fördere.

Ähnliche Förderbeiträge führen weitere der 25 Elektrizitätsversorger an, um die hohen Preise zu erklären. Andere verweisen auf Vermarktungs-, Administrations- und Ökostrom-Zertifizierungskosten.

Fast alle aber argumentieren in erster Linie, dass ihr Solarstrom mindestens zum Teil aus älteren, im Vergleich zur heutigen Technik viel teurer produzierenden Anlagen stamme. Für Ingenieur Glauser ist das eine Ausrede:

Natürlich bezögen einige Werke auch aus älteren Anlagen Solarstrom – aber meist in eher bescheidenen Mengen. «Der weit grössere Teil kommt aus neuen Anlagen. Deshalb müsste Solarstrom zu einem Preis verkauft werden, der nur wenig über den heutigen Gestehungskosten liegt.»

«Viele EWs ignorieren das riesige Potenzial»

Überdies könnten Stromversorger ihre Menge an günstig produziertem Solarstrom schnell und problemlos vergrössern, hält Glauser fest. Es gebe Hunderte Private, die auf ihrem Hausdach sofort Sonnenstrom erzeugten, wenn sie bei Lieferung ins Stromnetz kostendeckend entschädigt würden. Das zeige der Blick auf die lange Warteliste für entsprechende Bundesbeiträge (siehe K-Tipp 18/10).

«Doch viele Elektrizitätswerke ignorieren das riesige Potenzial der Sonnenenergie», kritisiert Heini Glauser. Stur entwickelten Stromgiganten wie Axpo, BKW und Alpiq stattdessen Pläne für neue Atomkraftwerke. Bleibt zu hoffen, dass die Atomkatastrophe in Japan jetzt ein Umdenken bewirkt.

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